Hätte nicht gedacht, beim Eishockey zu landen | Hockey Club Davos Nachwuchs

News - Hätte nicht gedacht, beim Eishockey zu landen

Vor einem Jahr hatte Langläuferin Tatjana Stiffler als Aktive aufgehört. Kurz darauf begann sie als Off-Ice-Trainerin der HCD-Nachwuchsabteilung. Im Interview erklärt sie unter anderem, weshalb sie als Spitzenlangläuferin aufgehörthat und wie sie ihre erste Hockeysaison erlebt hat.

DZ: Tatjana Stiffler, was hat Sie letztendlich bewogen, Ihre Karriere als Langläuferin an den Nagel zu hängen?

Tatjana Stiffler: Vergangenen Frühling war für mich klar, dass ein Fortsetzen meiner Profikarriere keine Option mehr für mich war. Mein Körper war sehr geprägt von meinen letzen Jahren als Profilangläuferin, und es war mir bewusst, dass die üblichen zwei Wochen Ferien, die wir nach einer Saison zur Erholung hatten, bei Weitem nicht mehr reichen würden, um mich komplett zu erholen. Anfangs war für mich aber noch eher von einer Auszeit die Rede. Als ich aber mit meinem neuen Job begonnen hatte, fing ich sehr schnell Feuer, und es hat mir so gut gefallen, dass für mich nach Ende der Hockey-Vorbereitungszeit im August feststand, dass ich da weiter machen wollte.

Sie sind ja jetzt bei den U17-Junioren des HCD für das Off-Ice-Training zuständig. Wie ist es dazu gekommen?

Ende der letzjährigen Langlaufsaison sass ich mit meiner langjährigen Freundin Isabel Knauthe, die bei den U20-Junioren als Off-Ice-Coach und im gesamten Nachwuchs als Physiotherapeutin arbeitet, bei einem Kaffee und erzählte ihr von meiner geplanten Auszeit und dass ich gerne etwas Neues in Angriff nehmen würde. An Hockey dachte ich jedoch zu jenem Zeitpunkt noch überhaupt nicht. Da aber offenbar bei den U17-Junioren jemand für das Konditionstraining gebraucht wurde, ging plötzlich alles sehr schnell, und Isabel hat mich sozusagen ungefragt ins kalte Wasser geworfen. Kurz darauf war ich schon bei Probetrainings dabei und habe mich dann kurzerhand entschieden, diese neue Herausforderung anzunehmen.

Welche Aufgaben haben Sie als Trainerin zu erfüllen, und wie sieht ein normaler Trainingstag aus?

Meine Hauptaufgabe ist es, die Jungs konditionell zu «schleifen» Das Sommertraining ist sehr entscheidend für den Fitnesszustand in der Saison. Doch auch während der laufenden Saison sind die Off-Ice-Einheiten nach wie vor sehr wichtig, um das konditionelle Niveau halten zu können, Verletzungen und Überbelastungen vorzubeugen und mit dem Form-tuning zum richtigen Zeitpunkt in Top-Form zu sein. Deshalb stehen täglich mehrere Off-Ice-Trainings auf dem Programm, um allen Stundenplänen und Lehrplänen gerecht zu werden. Dies kann sich je nach Tag von morgens bis abends spät hinziehen, und während der Saison gehören auch die Wochenenden dazu. Etwas, das ich mir von meinem eigenen Sportlerleben aber gewohnt war und das mir grossen Spass macht.

Haben Sie gedacht, dass Sie als ehemalige Spitzenlangläuferin einmal als Trainerin im Eishockey landen würden?

Um ehrlich zu sein: nein. Ich habe zwar in Norwegen ein Sportstudium und nebenbei eine Trainerausbildung absolviert und danach noch ein Grundstudium in Psychologie angehängt. Aber dass ich gleich beim Hockey landen würde, hätte ich nicht gedacht. Mir hat aber Hockey schon immer gefallen, und gerade der konditionelle Bereich ist in dieser Sportart extrem spannend, da man dort sehr viel herausholen kann.

Welches waren für Sie im ersten Jahr beim HCD die grössten Herausforderungen, und inwiefern konnten Sie von Ihrem Wissen als Ex-Profi profitieren?

Mein angesammeltes Wissen durch meine eigene Sportkarriere hat mir sehr viel geholfen. Ich denke, es ist wichtig, dass man als Coach genau weiss, wovon man spricht, und auch weiss, wie sich die Einheiten anfühlen und was sie genau bezwecken. Konditionell zum richtigen Zeitpunkt in der bestmöglichen Form zu sein, war jahrelang mein Beruf, und als Trainerin habe ich wie früher als Athletin sehr hohe Ansprüche an mich selbst und will alles so professionell wie möglich machen. Anfangs dachte ich, dass es eine Herausforderung werden könnte, den Jungs das Sommertraining ohne Einheiten auf dem Eis schmackhaft zu machen. Sie haben mein Training aber sehr schnell angenommen und mich immer wieder mit ihrem Einsatz beeindruckt. Somit war diese Befürchtung schnell aus dem Weg geschafft.

Wie haben Sie Ihre erste Meisterschaft bei den U17-Junioren erlebt? Und wie zufrieden sind Sie mit dem Erreichten?

Es war wirklich ein extrem spannender und schöner Weg, den wir alle zusammen gegangen sind. Es verging kein einziger Tag, an dem ich mich nicht gefreut habe, in die Halle zu gehen. Wir sind als Team sehr zusammengewachsen und haben gemeinsam auf ein grosses Ziel hingearbeitet. Jan von Arx (Headcoach) und René Müller (Assistenzcoach und HCD-Ausbildungschef) haben einen riesigen Job gemacht. Mit den beiden zusammenarbeiten zu dürfen, war für mich genial. Ihnen verdanke ich sehr, sehr viel! Ich denke, mit dem Erreichten dürfen wir alle sehr zufrieden sein. Wir haben die Quali für die Playoffs schon frühzeitig geschafft und konnten uns somit dem Form-Tuning widmen. Auch dies ist uns gut gelungen, und wir haben die Viertelfinal-Serie gegen den letztjährigen Meister Zug 3:1 gewonnen. Einen Tag vor Beginn der Halbfinals kam dann der Lockdown. Sicherlich ein kleiner Wermutstropfen, doch in Anbetracht der aktuellen Situation gibt es Wichtigeres als unser Saisonende. Wichtig ist für die Jungs, dass sie den Weg bis dahin gegangen sind und auch wissen, wie sie dahin gekommen sind.

Wie sehen Ihre Planungen für die nächsten Jahre aus: Werden Sie beim HCD bleiben?

Ja, ich werde beim HCD bleiben, weiterhin die U17 als Konditionstrainerin betreuen und auch auf den unteren Nachwuchsstufen nach wie vor einzelne Trainingseinheiten übernehmen. Wir haben bereits wieder mit dem Training begonnen – jeder für sich alleine nach Plan. Wir hoffen, dass wir zu gegebener Zeit wieder auf «Normalbetrieb» umstellen können.

Eishockey

07.04.2020 10:36